Wir wussten seit einigen Jahren, dass das Ende der Schutzfrist auf die Lychener Str. 50 zukommt und haben uns als Hausgemeinschaft 1 Jahr vor Auslauf zusammengetan. Wir hatten erste Versammlungen, gemeinschaftliche Beratungen, haben Vorkehrungen getroffen. 

Schon vor dem Auslauf der Bindung gab es zunehmend Verkaufsbesichtigungen. Nachbar*innen unterstützen sich bei solchen Gelegenheiten. Unterdessen werden die Wände unserer Wohnungen durchsichtig. Wildfremde stolzieren in unsere Schlafzimmer. Makler*innen erzählen uns das Blaue vom Himmel. Und es folgt die erste, die zweite Kündigung wegen sogenanntem Eigenbedarf. 

Wir haben die Verdrängungswellen im Bezirk erlebt, unsere Wohnungen sind zumeist Umsetzwohnungen. Wir sind schon einmal oder aufrgund der Sanierungswellen und Verdrängung mehrmals unfreiwillig umgezogen.

Jetzt sollen wir unser Zuhause wieder verlieren, weil irgendwelche Menschen auf die Idee kommen, sich hier eine Wohnung zu kaufen. Manche geben vor, einziehen zu wollen, – später steht die Wohnung ewig leer und wird weiterverkauft, wird befristet vermietet oder auch als Zweitwohnung genutzt, weil die Enkel*innen in Berlin wohnen?!?

Manche werden noch verschont, andere trifft es gleich. Ein bisschen ist es ein Gefühl von Krieg (könnte mensch sagen, wenn es nicht etwas kriegsverharmlosend hätte). Das Haus verwahrlost seit einigen Jahren. Wir haben seit 2019 Legionellen, Tauben nisten auf Balkonen, die Mülltonnen sind überfüllt. Die Anliegen der Mieter*innen werden je nach Eigentümer*in beantwortet oder ignoriert.

In den Straßen ist Prenzlauer Berg schon ein Weilchen nicht wieder zu erkennen. Ferienwohnungen, möbliertes Wohnen und Leerstand, Baustellen und Luxusmieten, das macht was mit Nachbarschaften. Die Organisierung wächst!