Eigenbedarfskündigungen sind Gewalt – Mieter*innengewerkschaft Berlin fordert: Schluss mit jeder Form von Verdrängung!
Berlin ist eine Mieter*innenstadt: Rund 85 Prozent aller Haushalte leben zur Miete.
Dennoch schwebt die Eigenbedarfskündigung laut Sozialwissenschaftler Andrej Holm aktuell über rund 200.000 Haushalten wie ein Damoklesschwert. Eine Welle der Verdrängung rollt in Form von geschätzten 10.000 Eigenbedarfskündigungen jährlich durch die Innenstadtbezirke Berlins und zerstört den sozialen Zusammenhalt in unseren Kiezen.
Im Rahmen einer Aktionswoche gegen Verdrängung macht die Mieter*innengewerkschaft Berlin (MGB) auf die dramatischen Folgen dieser Praxis aufmerksam.
Mit Plakaten, Stickern sowie einer groß angelegten Informationskampagne wenden wir uns an die Berliner Stadtbevölkerung, und unterstützen in zwei weiteren konkreten Fällen:
- Am 11.11. begleiten wir eine Nachbarin nach ihrer Räumungsklage bei Gericht – die Alleinerziehende erhielt eine von 7 Kündigungen im Haus. Sie soll das Zuhause ihrer Familie für ein älteres Ärztepaar aus Bochum räumen.
- Am 12.11. wenden wir uns mit einer Kundgebung am Wohnort eines Verdrängers direkt gegen die Praxis der Kündigung: Für das Recht zu bleiben, für ein Zuhause für alle, gegen soziale Kälte und Verdrängung treten wir Verdränger*innen mit solidarischer Praxis entgegen!
Allein 10.000 gefährdete Haushalte in den Pankower Milieuschutzgebieten werden wir direkt mit Briefen erreichen. Darin weisen wir auf juristische Risiken und die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen drohenden Wohnungsverlustes hin. Und wir rufen zur aktiven solidarischen Unterstützung in den Nachbarschaften auf.
Wir gehen weiter als „Wohnungsnot stoppen“: Schutz für alle, nicht nur für einige!
Während das Bündnis „Wohnungsnot stoppen“ auf Reformen setzt, die Eigenbedarfskündigungen einschränken und Schutzmaßnahmen primär auf besonders vulnerable Gruppen beschränken, geht die Mieter*innengewerkschaft Berlin weiter:
Alle Mieter*innen haben ein Recht auf Schutz! Niemand darf sein Zuhause verlieren – unabhängig von Alter, Krankheit oder sozialem Status.
Jenny Kampfer, aktiv in der Ortsgruppe Pankow der MGB dazu: „Natürlich verdienen besonders schutzbedürftige Menschen unsere Aufmerksamkeit. Doch jede Kündigung wegen Eigenbedarf ist Körperverletzung – daher fordern wir Schutz für alle! Wir lassen uns nicht spalten und stellen uns gemeinsam gegen Verdrängung. Berlin gehört den Mieter*innen!“
Wir vertreten die klare Position: Eigenbedarfskündigungen sind nicht akzeptabel, nicht gerechtfertigt und nicht notwendig – Mieter*innen selbst haben akuten Eigenbedarf!
Wir mobilisieren Menschen in den Kiezen, vernetzen Nachbar*innen und bieten konkrete Handlungsoptionen, statt nur auf gesetzliche Änderungen zu hoffen.
Damit setzen wir auf unmittelbaren Schutz und Selbstermächtigung der Mieter*innen – direkte kollektive Organisierung statt verhallender Appelle an die Politik!
Praxisbeispiel: Wenn Verdrängung Realität wird
Eine Mieterin aus Berlin-Mitte – seit über 20 Jahren im gleichen Haus – erhielt kürzlich die Kündigung wegen angeblichem Eigenbedarf. Von einem Tag auf den anderen stand sie vor der Frage, wo sie im überhitzten Berliner Wohnungsmarkt eine bezahlbare Wohnung finden sollte. Ohne Unterstützung hätte sie kaum Chancen gehabt. Ihr drohte Obdachlosigkeit.
Durch die Vernetzung mit der MGB konnte die Nachbarschaft informiert werden, es wurden gemeinsame Treffen organisiert und juristische Schritte eingeleitet. Das Signal war klar: Niemand wird allein gelassen – die Kündigung wurde zurückgezogen.
Solche Fälle zeigen: Kündigungen wegen Eigenbedarf sind kein Einzelschicksal, dem mensch sich ergeben muss. Sie sind eine strukturelle Katastrophe, der es kollektiv zu begegnen gilt. Die MGB bietet Betroffenen eine Plattform, um sich zu wehren – und schreckt Eigentümer*innen ab, diese Praxis fortzusetzen.
Unser Aufruf:
- Schluss mit Eigenbedarfskündigungen! Diese gewaltvolle Verdrängung zerstört Leben, Gesundheit und Nachbarschaften. Sie darf nicht länger akzeptiert werden!
- Solidarische Vernetzung in den Kiezen! Wir rufen dazu auf, Nachbarschaften zu organisieren und Kündigungen kollektiv abzuwehren!
- Klare Haltung! Die MGB verurteilt Eigenbedarfskündigungen unabhängig von der Rechtsprechung. Wir organisieren uns, um diese Praxis zu stoppen und Eigentümer*innen zur Verantwortung zu ziehen.
- Für eine lebendige Mieter*innenstadt! Nachbarschaften sind Orte des Zusammenlebens – wir nehmen den Verlust von Nachbar*innen nicht mehr hin!
Am 14. November 2025 wird in Berlin im Rahmen einer bundesweiten Konferenz des Bündnisses „Wohnungsnot durch Umwandlung und Eigenbedarfskündigungen stoppen“ demonstriert und diskutiert.
Die Mieter*innengewerkschaft Berlin wird an diesem Tag klar machen:
Wir gehen weiter. Wir kämpfen für ein Ende jeder Eigenbedarfskündigung – direkt, solidarisch und kollektiv!
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Pressemitteilung 10.11.2025 als PDF

Mehr über den Fall der Kundgebung hier: https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/wohnen-kuendigung-wegen-eigenbedarf

Mehr über die Lychener 50 hier (Prozessbegleitung):

