In Berlin scheinen einige Vermieter*innen seit wenigen Jahren ein neues Mietmodell entwickelt zu haben, um den Kündigungsschutz von Mieter*innen zu umgehen. Nachdem wir bereits bei Blaczko auf Untermietverträge mit Strohmännern gestoßen sind, wehren sich nun auch Mieter*innen einer Eigentümerstruktur mit bizarren Namen.
Vor kurzem berichtete die taz über den Räumungsprozess von zwei Mieter*innen bei der „Dornrösschen Immobilien GmbH“. Dabei wurde über ein besonders dubioses Untermietverhältnis verhandelt: Der Eigentümer, versteckt hinter mehreren GmbHs, lässt scheinbar Freund*innen und Geschäftspartner*innen als Hauptmieter*innen auftreten, die dann wiederum Untermietverträge an die eigentlichen Mieter*innen vergeben. In dem Haus in der Admiralstraße in der Nähe vom Kotti haben fast alle Mietparteien so ein Konstrukt. Der Vorteil für die Hausverwaltung: Es gibt praktisch keinen Kündigungsschutz. Sollten Mieter*innen z.B. die Mietpreisbremse einfordern, wird der Untermietvertrag wegen Eigenbedarf gekündigt. So kehrt z.B. ein Hauptmieter, der angeblich bis 2024 auf Weltreise ist, dann doch plötzlich zurück. Komisch nur, dass genauere Recherchen ergeben, dass er seit Jahrzehnten in Brandenburg lebt und Mitarbeiter des Eigentümers ist. Dazu kommt noch eine Befristung, nach ein paar Jahren müssen die Mieter*innen wieder raus. Für Mieter*innen bedeutet das nicht nur sich nicht wehren zu können gegen ungerechte Mieten sondern auch Unsicherheit, die ein Zuhause eigentlich bieten muss. Vermutlich passiert ähnliches auch bei der „Schneeweißchen“ und „Rotkäppchen Immobilien GmbH“, die beide ebenfalls dem Besitzer zugeordnet werden können.
Die Ähnlichkeiten zu den Erfahrungen der Mieter*innen bei Blaczko sind erstaunlich: Auch hier sind es Angestellte oder Familienmitglieder, die als Hauptmieter*innen dienen. Sie mieten offiziell mehrere Wohnungen an, um diese dann befristet auf ein Jahr unterzuvermieten. Sollten Mieter*innen die hohe Miete nicht tragen können und die Mietpreisbremse ziehen, wird das Mietverhältnis meist aus fadenscheinigen Begründungen gekündigt. Mehrere dutzend Mieter*innen sind davon betroffen, vor allem nicht-deutschsprachige Menschen, die noch nicht lange in Berlin leben und das Berliner Mietrecht noch nicht kennen können.
So ist hier in den letzten Jahren eine Masche entstanden, die für Mieter*innen Unsicherheit, hohe Mieten und die ständige Angst vor Wohnungslosigkeit bringt. Dass diese Strategie erst jetzt wirklich ans Licht kommt und weder politisch noch von Mieter*innenorganisationen angegangen wurde, überrascht auch uns. Wir glauben, es gibt noch viel mehr solcher Konstrukte! Doch damit muss Schluss sein: Die Vermieter*innen der Märchenhausverwaltung stehen bereits vor Gericht, die Güteverhandlung Mitte Februar hat weder eine Einigung noch ein Urteil ergeben. Vor kurzem gab es bereits einen Austausch zwischen den „Dornrösschen“-Mieter*innen und den Blaczko-Untermieter*innen, die sich mit uns organisieren. Zusammen wollen wir die Schattenmietverhältnisse zurück ins Reich der Fabeln schicken und für die Mieter*innen reguläre Mietverträge mit den Hausverwaltungen erkämpfen. Falls auch ihr von einem solchen Mietvertrag betroffen seid: Kontaktiert uns! Wir bleiben alle!